Eine Fortsetzung, die sich gegenüber dem ersten Band deutlich gesteigert hat

Ein dunkler Wille: Das Schicksal der Brüder Frankenstein (The Apprenticeship of Victor Frankenstein #2) - Kenneth Oppel

Ich muss sagen, dass mir das zweite Buch, das Oppel rund um das Leben des jungen Victor Frankenstein geschrieben hat, deutlich besser gefallen hat, als der erste Band“Düsteres Verlangen”. Der erste Band wirkte auf mich zu sehr wie ein billiger Abklatsch der originalen Frankenstein-Geschichte von Mary Shelley, allerdings gab es bereits während des ersten Bands deutliche Entwicklungen bezüglich des Schreibstils und auch der Charaktere. Und genau diese Entwicklung wurde hier im zweiten Band fortgesetzt.

 

Zu Beginn des Buchs ist Victor Frankenstein erstaunlich, nun ja, kleinlaut. Der Tod seines Zwillingsbruders hat ihn deutlich spürbar mitgenommen, wobei man sich manchmal fragt, in wie weit es wirklich der Verlust ist, der ihm zu schaffen macht, oder ob da nicht doch eher das durch das eigene Versagen stark angeschlagene Ego spricht. So oder so ist er ungewöhnlich gefühlvoll und auch recht passiv. Das legt sich allerdings schnell wieder und Victor läuft zu ungeahnt unsympathischen Hochtouren auf. Er wirkt dabei deutlich reifer und erwachsener als im ersten Band, wodurch es mir sehr viel leichter viel ihn mit Shelleys Frankenstein in Verbindung zu bringen, denn dieses Gefühl der “Karikatur”, das ich im ersten Band hatte, fällt weg.

 

Sympathisch ist Victor wie gesagt nicht. Aber dafür ist er faszinierend und zwar deshalb, da seine Handlungen und Gefühle und Gedanken, egal wie unsympathisch sie sind, doch nachvollziehbar bleiben. Und mich hat eben der deutlich düsterere Ton dieses zweiten Bandes begeistert, denn er passt hervorragend zur Geschichte und ergänzt die Charaktere, die hier allesamt, nicht nur Victor, reifer und erwachsener sind, perfekt.

 

Alles in allem hat mich Kenneth Oppel mit dieser Fortsetzung deutlich mehr überzeugen können als mit dem Serienauftakt. Ein wirklich gutes Buch, wenn auch sehr düster, aber genau so sollte es bei dieser Thematik ja auch sein.

Quelle: http://anima-libri.de/rezension/kenneth-oppel-ein-dunkler-wille-das-schicksal-der-bruder-frankenstein