Magisch, romantisch und wunderschön
Romantische Geistergeschichten sind ja eigentlich so gar nicht meins. Aber ich habe soviel Gutes über dieses Buch gehört, dass ich mir dachte, ich versuche mich einfach einmal daran. Und das Buch hat mich durchweg positiv überrascht.
Dabei muss ich allerdings sagen, dass mir der Einstieg in das Buch erst einmal wahnsinnig schwer gefallen ist. Das lag allerdings nicht an der Handlung oder den Figuren sondern ausschließlich am Schreibstil der Autorin. Denn an den musste ich mich erst einmal gewöhnen. Ich mag es ja eigentlich sehr gerne, wenn Autoren die Szenerie, in der ihre Geschichte handelt, detailreich beschreiben, sodass man sie als Leser quasi sofort vor Augen hat. Allerdings beschreibt Nicole C. Vosseler San Francisco wirklich sehr ausführlich, wodurch die Geschichte teils etwas langatmig wirkt. Daher musste ich mich durch die ersten Seiten dann doch ziemlich hindurchkämpfen.
Nachdem ich diese anfängliche Hürde aber erstmal überwunden und mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, hat mich die Geschichte allerdings schnell gefesselt. Das lag vor allem an den sehr liebevoll gezeichneten Charakteren, die sich, allen voran dabei Amber, für mich vor allem dadurch ausgezeichnet haben, dass ich sie als sehr realitätsnah empfunden habe und mich dadurch super in sie und in ihre Geschichte hinein versetzen können. Dadurch kommt auch die sehr dichte, eindringliche Atmosphäre des Buchs zustande. Das Buch ist durchweg von einer gewissen Melancholie und Trauer geprägt, die den gelungenen literarischen Umgang mit dem Thema Tod hier sehr gut unterstreichen, ist dabei aber nicht schwermütig, da es durch die Charaktere auch immer wieder humorvoll und witzig ist. Und nicht zu vergessen natürlich auch romantisch.
Dabei fand ich es besonders angenehm, dass die Beziehungen zwischen den Figuren sich hier nachvollziehbar und vor allem Schritt für Schritt entwickeln, denn gerade bei Liebesgeschichten finde ich es immer wieder ganz schrecklich, wenn die jugendliche Heldin, noch völlig grün hinter den Ohren und noch nie verliebt, plötzlich auf den mysteriösen Kerl trifft und sich Hals über Kopf unsterblich in ihn verliebt, schließlich ist er ja die Liebe ihres Lebens… Daher war es für mich ein großes Plus, dass sich gerade die Beziehung zischen Amber und Nathaniel, wenn auch natürlich zentraler Punkt der Geschichte, nur langsam entwickelt.
Dazu kommt, dass alle Charaktere, auch die Nebencharaktere, sehr detail- und facettenreich ausgearbeitet sind und durch ihre ganz individuellen Züge faszinieren. Und, wie es nun mal auch im wahren Leben so ist, hält jeder Charakter irgendwo eine Überraschung bereit, wodurch die Geschichte immer wieder ganz unterschiedliche Wendungen nimmt. Dadurch enthält das Buch eine Spannung, die ich so nicht erwartet hätte, die mich aber durchaus begeistert hat.
Das größte “Problem” an diesem Buch ist wohl sein Tempo, denn durch die ausführlichen Beschreibungen San Franciscos, die teilweise tatsächlich in ausgedehnte Sightseeing-Touren ausufern, geht es hier tatsächlich nur sehr langsam voran und die Handlung wird immer wieder unterbrochen bzw. aufgehalten. Mich hat das allerdings nicht wirklich gestört, ich habe es durchaus genossen, dass das Buch recht langsam ist, es passt zur Thematik und auch wenn die Ausschweifungen über San Francisco gerade für Leute, die schon einmal dort waren, wohl wirklich langweilig sein können, fand ich sie im Grunde genommen doch sehr interessant.
Alles in allem hat sich “In dieser ganz besonderen Nacht” von Nicole C. Vosseler für mich wider Erwarten als ein wirklich wunderschönes Buch herausgestellt, in dem die Geschichte zwar recht langsam voranschreitet, dafür aber umso atmosphärischer ist und vor allem durch die wundervollen Charaktere besticht.