Eins der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe

Silber - Das erste Buch der Träume: Roman - Kerstin Gier

Ich habe mich verliebt. Und zwar in das wahrlich traumhafte Design von “Silber: Das erste Buch der Träume”. Kaum dass ich das Buch am Samstag ausgepackt hatte, hat es mich schon allein mit dem Design in seinen Bann gezogen. Der Umschlag sieht in echt noch sehr viel schöner aus, als auf Bildern und zeichnet sich auch durch die aufwändige Reliefprägung und die Glanz- und Metalliceffekte aus und es wird noch besser, wenn man sich den Rest des Buchs anschaut. So ist der leuchtend rote Einband mit passenden Zeichnungen bedruckt und auch das Vorsatzblatt (das Papier am Inneren des Buchdeckels) ist nicht, wie bei den meisten Büchern, bloß weiß sondern ebenfalls mit passenden Motiven bedruckt und durch das gesamte Buch hindurch sind immer wieder Ausschnitte der Blumenrankenzeichnungen vom Cover abgedruckt. Das Buch macht optisch einfach einen rund um gelungenen Eindruck und dementsprechend hoch waren dann auch meine Erwartungen an das Buch – und sie wurden auch nicht enttäuscht :D

 

“Silber: Das erste Buch der Träume” ist ein seltsames Buch. Seltsam, ungewöhnlich und wirklich gut. Erzählt wird hier die Geschichte von Olivia “Liv” Silber, Tochter einer amerikanischen Literaturwissenschaftlerin und eines deutschen Ingenieurs, die nach zig Umzügen mit Mutter Ann und Schwester Mia nun in London gelandet ist und hier unversehens in das Abenteuer ihres Lebens stolpert. Und zwar im Traum. Denn kaum in London angekommen werden Livs Träume, schon immer recht lebhaft, plötzlich nahezu real. Vor allem tauchen plötzlich auch vier Jungs aus ihrer Schule in ihren Träumen auf, soweit nicht ganz so überraschend, nur träumt Liv von Dingen, die sie gar nicht wissen kann und anscheinend kann nicht nur sie sich am nächsten Morgen an diese Träume erinnern. Die große Frage ist, was steckt hinter diesen ausgesprochen lebendigen Träumen und welches Geheimnis verbergen die vier Jungs, von denen einer anscheinend Livs Stiefbruder in spe ist?

Kerstin Giers neustes Jugendbuch hat mich vor allem mit einem begeistern können: Mit dieser mystischen Aura und der düsteren Atmosphäre, die über den Geschehnissen liegen, diesem Hauch des Phantastischen, der hier zwar offensichtlich vorhanden ist, aber so ganz greifbar wird er eben nie. Natürlich sind diese Träume, die Liv hier hat, nicht normal, aber was dahinter steckt? Genau das hat mich so daran gereizt, dass sich auch Liv, aus deren Sicht diese Geschichte ja erzählt wird, nicht einfach vorbehaltlos auf das Übernatürliche einlässt sondern mit einer ganz natürlichen Skepsis an die ganze Sache dran geht und konsequent nach logischen Erklärungen sucht. Und die gibt es im Grunde genommen auch immer irgendwo. Natürlich ist da dieser übernatürliche Faktor der Träume, der sich nicht recht erklären lässt, aber alles, was passiert wenn Liv wach ist? Genau wie Liv bin ich auch als Leser zu dem Schluss gekommen, dass es dafür immer auch eine vielleicht nicht immer allzu wahrscheinliche aber eben irgendwie doch ganz logische, normale Erklärung gibt und diese Balance zwischen Realität und Paranormalem ist Frau Gier hier wirklich hervorragend gelungen und macht für mich einen großen Teil der Faszination dieses Buchs aus.

Und natürlich sind auch die Charakter nicht ganz unschuldig an meiner Begeisterung für dieses Buch. Ich muss zugeben, dass ich mit Liv nicht immer ganz glücklich war. Im Großen und Ganzen hat sie mich begeistert, ihre Faszination für Rätsel fand ich toll und generell war sie ein sehr facettenreicher und liebevoll gestalteter Charakter, der auch seine Ecken und Kanten, seine Schwächen und Fehler hat, dadurch aber eben wirklich rund und realistisch wirkt. Allerdings hatte ich an einigen wenigen Stellen gerade zu Beginn des Buchs das Gefühl, dass sie sich doch sehr kindisch und deutlich unreifer als für ihre 15 Jahre angemessen verhält. Das waren aber zum Glück nur wenige, vorübergehende Momente, die im Verlauf der Geschichte immer seltener werden.

Und auch die anderen Charaktere haben mich durchweg durch die Liebe zum Detail, mit der sie Erschaffen wurden, in ihren Bann gezogen. Sie sind alle sehr unterschiedlich und vor allem äußerst authentisch und das begrenzt sich angenehmerweise nicht nur auf Liv und die vier Jungs sondern auch umfasst auch die weiteren Nebencharaktere. Eine meiner Lieblingsfiguren ist übrigens Lottie Wastlhuber, das bayrische Kindermädchen der beiden Silber-Mädchen, das ihr Vater einst einstellte, damit seine Töchter, die stets munter in der Weltgeschichte umherreisten, auch wirklich Deutsch lernten und die irgendwie einfach da geblieben ist und nun zur Familie gehört. Sie war mir auf Anhieb wahnsinnig sympathisch und sorgt vor allem immer wieder – und nicht immer absichtlich – für amüsante Momente, die die teilweise doch recht angespannte Atmosphäre der Geschichte angenehm auflockern und über die ich immer wieder schmunzeln musste.

Ein Faktor, über dessen Sinn und Zweck ich mir ehrlich gesagt noch nicht so wirklich sicher bin, abgesehen davon, dass es ein weiteres großes Rätsel für Liv und vor allem ihre kleine Schwester Mia ist und dem Buch einen sehr modernen Pepp gibt, ist die “Gossip Girl”-Komponente: Wer auch nur etwas mit dem Konzept der US-TV-Serie bekannt ist, wird wohl verstehen warum ich bei Secrecy und dem Tittle Tattle Blog direkt an Gossip Girl denken musste. Lustig aber in wie weit das wirklich Sinn hat, hat sich mir eben noch nicht erschlossen. Stören tut es glücklicherweise allerdings auch nicht. Aufwww.tittletattleblog.de findet ihr übrigens eine ‘reale’ Version dieses Blogs ;)

Insgesamt hat mir “Silber: Das erste Buch der Träume” von Kerstin Gier wahnsinnig gut gefallen, es war absolut fesselnd und ich habe es innerhalb weniger Stunden nur so verschlungen. Die Geschichte in diesem ersten Band ist eindeutig der Auftakt zu weiteren Abenteuern, allerdings endet das Buch sehr angenehm, es gibt zumindest einen teilweisen Abschluss auch wenn einige der wichtigsten Fragen natürlich noch offen bleiben. Und ich warte jetzt voller Spannung auf den zweiten Teil ;) “Silber: Das erste Buch der Träume” ist anders als Frau Giers Edelstein-Trilogie, ein wenig düsterer aber nicht weniger fantastisch und für mich sogar nochmal ein ganzes Stück besser und auf jeden Fall eins der besten Bücher, die ich dieses Jahr bislang gelesen habe. Daher ein extra Sternchen für dieses Buch und eine ganz dicke Empfehlung.

Quelle: http://anima-libri.de/rezension/kerstin-gier-silber-das-erste-buch-der-traume